Definition
Definition: Was sind Affenpocken?
Affenpocken gehören zur Gattung der Orthopoxviren und werden auch Monkeypox Virus oder MPXV genannt. Das Virus wurde zunächst bei Affen festgestellt, als ursprüngliche Wirte konnten jedoch Nagetiere identifiziert werden. Affen und Menschen sind somit Fehlwirte, in denen sich das Virus nicht weiterentwickeln kann. So sind Affenpocken bei Nagern in West- und Zentralafrika weit verbreitet, wenngleich das zentralafrikanische Virus schwerwiegender ist als das westafrikanische. Ebenso wie das Corona-Virus handelt es sich um zoonotische Erkrankung.
Affenpocken gehören der Familie der klassischen humanen Pockenviren an, verlaufen laut RKI jedoch deutlich milder als die 1980 durch Impfung erfolgreich ausgerotteten Variola-Viren. Die Mortalitätsrate liegt in Afrika zwischen 3%-6%, wobei aufgrund unzureichender Meldungen sogar von einer niedrigeren Sterblichkeit ausgegangen werden kann.
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Bei Zoonosen handelt es sich um Infektionskrankheiten, die von verschiedenen Erregern (z.B. Bakterien, Viren, Pilzen) zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Bekannte Beispiele dafür sind das Corona-Virus, die Vogelgrippe, Schweinegrippe oder auch Ebola.
Ursachen
Ursachen: Wie kommt es zu einer Affenpockeninfektion?
Affenpocken finden ihren Ursprung vermutlich bei den Nagetieren. Die derzeitige Ausbreitung erfolgt durch die Übertragung von Mensch zu Mensch.
Die Übertragung von Nagern auf Menschen kann dabei auf unterschiedliche Arten erfolgen:
- Biss eines infizierten Tieres
- Sekrete und Exkrete (=Ausscheidungen)
- Enger Umgang mit infizierten Tieren (z.B. bei der Jagd oder Haustieren)
- Kontakt mit kontaminiertem Material
- Verzehr von infiziertem, nicht ausreichend erhitzen Fleisch
Doch auch – wenngleich deutlich seltener und schwerer – von Mensch zu Mensch kann das Pockenvirus übertragen werden. Voraussetzung dafür ist ein enger Kontakt zu infizierten Patienten:
- Körperflüssigkeiten (Tröpfcheninfektion)
- Pocken und dem Inhalt dieser Bläschen
- Kontaminierte Kleidung, Handtücher, Gegenstände (Schmierinfektionen)
Generell tritt das Virus über die Schleimhäute oder kleinste Hautverletzungen in den Körper ein. Affenpocken sind keine klassische Geschlechtskrankheit, können jedoch aufgrund des engen Körperkontakts währenddessen übertragen werden.
Patienten sind bereits ansteckend, wenn unspezifische Symptome auftreten. Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt zwischen 5 und 21 Tagen. Das RKI empfiehlt Kontaktpersonen daher eine Quarantäne von 21 Tagen.
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Potentiell ist auch Sperma und Vaginalsekret ansteckend. Dies wird derzeit noch näher untersucht. Eine Übertragung über Aerosole („Schwebeteilchen“ in der Luft) ist eher unwahrscheinlich.
Symptome
Symptome: Woran erkenne ich, ob ich mit Affenpocken infiziert bin?
Die ersten Symptome einer Infektion mit Affenpocken sind zunächst eher unspezifisch:
- Fieber
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Geschwollene Lymphknoten
- Allgemeines Unwohlsein
Auch wenn die genannten Symptome einem grippalen Infekt ähneln, ist der Patient hier bereits ansteckend.
Für die Affenpocken spezifische Symptome sind die unverkennbaren Hautveränderungen: Die Pocken.
Bei den Pocken handelt es sich um Hautveränderungen, die mit einer trüben, gelblichen Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Bläschen enthalten hochinfektiöses Sekret und bilden nach einiger Zeit einen ebenfalls infektiösen Schorf aus. Erst wenn dieser abgefallen ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.
Die Hautveränderungen gehen mit einem teils quälenden Juckreiz einher. Um hier Linderung zu verschaffen, ist eine Behandlung durch den Hautarzt empfehlenswert. So kann zudem der Narbenbildung vorgebeugt werden.
Meist zeigen sich die ersten Bläschen im Gesicht oder Genitalbereich. Die Pocken können jedoch am ganzen Körper auftreten:
- Gesicht
- Genitalbereich (Anus, Penis, Scheide)
- Handflächen
- Fußsohlen
- Schleimhäute (z.B. Mund)
- Augen
So zeigen sich Hautveränderungen bei Affenpocken:
1. Ausschlag: In Gesicht oder Intimbereich zeigen sich erste Hautveränderungen, die sich binnen 24 Stunden über den gesamten Körper ausbreiten können.
2. Papel-Bildung: Aus den anfänglichen flachen Flecken entwickeln sich spürbare Knötchen.
3. Bläschen entstehen: Nach wenigen Tagen haben sich die erhabenen Knötchen zu Bläschen entwickelt und füllen sich mit zunächst klarer Flüssigkeit.
4. Bläschen trüben sich: Nach einigen Tagen färbt sich die Flüssigkeit trüb.
5. Schorfbildung: Die mit Flüssigkeit gefüllten Pusteln verkrusten. Rund eine Woche später löst sich die Kruste und fällt ab.
Von Ausbruch bis Ausheilung der Hautveränderungen können mehrere Wochen vergehen. Je nach Krankheitsverlauf können die Pocken den Allgemeinzustand stark beeinflussen und sollten daher ärztlich behandelt werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnose: Sind es wirklich Affenpocken?
Die ersten Symptome einer Infektion mit den Pocken sind eher unspezifisch und können daher leicht fehlinterpretiert werden. Patienten sind allerdings ab den ersten Symptomen ansteckend, weswegen eine zügige Diagnose erfolgen sollte.
Eine gesicherte Diagnose der Pocken kann mittels verschiedener Nachweismethoden gestellt werden. Standardmethode ist die PCR-Diagnostik.
Hingegen der Vermutung vieler Laien sind selbst Pocken kein eindeutiges Zeichen für die Infektion mit Affenpocken. Selbst wenn diese Hautveränderung ein spezifisches Symptom darstellt, gibt es weitere Pocken-Typen, die nur durch weitere Diagnostik von erfahrenen Dermatologen voneinander abgegrenzt werden können.
Mit diesen Krankheiten können Affenpocken verwechselt werden:
Da zuletzt viele Betroffene von ersten Hautveränderungen im Genitalbereich berichtet haben, ist die Gefahr groß, es mit anderen Geschlechtskrankheiten zu verwechseln.
Eine wichtige Unterscheidung muss zwischen Windpocken und Pocken getroffen werden: Windpocken werden durch das Varizella-Zoster-Virus, einer Herpesart, ausgelöst. Pocken sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die eine Sterberate von rund 30% hat. Diese Infektionskrankheit konnte in den 80-ern jedoch erfolgreich durch Impfungen ausgerottet werden.
Prävention & Therapie
Prävention und Therapie: Das muss man jetzt wissen
Prävention: Wie kann ich mich vor Affenpocken schützen?
Da Affenpocken durch engen Kontakt übertragen werden können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Kontaktvermeidung von Infizierten
Besteht der Verdacht einer Affenpockenerkrankung, sollte jeglicher Kontakt zu diesem Menschen gemieden werden.
Infizierte im eigenen Haushalt
Lebt man mit einem infizierten Menschen in einem gemeinsamen Haushalt, sollte einiges beachtet werden:
- Vermeidung von Körperkontakt
- Keine gemeinsame Nutzung von Gegenständen
- Kontaminierte Textilien (Kleidung, Bettwäsche, Handtücher) meiden
- In getrennten Betten schlafen und das Aufschütteln oder Ausklopfen der Bettsachen unterlassen
- Regelmäßige Desinfektion von gemeinsamen Nutzflächen (Türklinken, Sanitäranlagen, etc.)
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung kann eine Infektion über die Atemwege verhindern. Jedoch geht man nach derzeitigem Wissensstand nicht von einer Übertragung durch Aerosole aus.
Impfung
Derzeit gibt es keine in Europa zugelassene Schutzimpfung gegen Affenpocken. Das RKI weist jedoch darauf hin, dass aufgrund der Ähnlichkeit der Viren eine Impfung mit dem Vakzine gegen die echten Pocken eine positive Wirkung zeigt.
Seit 2013 gibt es einen besser verträglichen Impfstoff gegen die Pocken, der auch gezielt gegen Affenpocken verwendet werden kann. Eine Schutzimpfung kann ab 18 Jahren erfolgen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am 09. Juni 2022 eine Empfehlung für folgende Risikogruppen ausgesprochen:
- Kontaktpersonen zu nachweislich Infizierten
- Homosexuelle Männer mit einer Vielzahl sexueller Kontakte
- Medizinische Personengruppen, die mit dem aktiven Virus arbeiten
Behandlung: Wie werden Affenpocken behandelt?
Die Therapie von Affenpocken richtet sich nach dem Schweregrade der Krankheit und den Krankheitszeichen. Für schwere Verläufe gibt eine Auswahl verschiedener Medikamente, die zum Einsatz kommen können.
Die Krankheit heilt häufig ohne weiteres Zutun aus. In der Regel wird daher symptomspezifisch therapiert. So können beispielsweise fiebersenkende Mittel zum Einsatz kommen.
Dringend empfohlen ist hingegen eine dermatologische Therapie, um nachhaltige Schädigungen der Haut zu vermeiden (Narbenbildung). Die Pockenbildung geht sehr häufig mit quälendem Juckreiz einher, der durch verschiedene Medikamente und Salben gut in den Griff bekommen werden kann.
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Vorsicht Fake News: Eine Ansteckung beim Geschlechtsverkehr ist nicht allein auf homosexuelle Männer beschränkt. Es konnte lediglich ein erhöhtes Vorkommen in diesem Personenkreis beobachtet werden.
Handlungsempfehlungen & Wissenswertes
Handlungsempfehlungen & Wissenswertes: Der richtige Umgang mit Affenpocken
Was sollte beim Verdacht auf Affenpocken unternommen werden?
Wenn neben typischen Krankheitszeichen (z.B. Fieber, Muskelschmerzen) fleckenartige Hautveränderungen auftreten, sollte zügig ein Arzt kontaktiert werden. Um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, ist eine telefonische oder telemedizinische Kontaktaufnahme zu empfehlen. Ebenfalls sollten Kontaktpersonen zügig informiert werden, die sich an das Gesundheitsamt wenden können.
Ich habe Affenpocken – was mache ich jetzt?
Da diese Krankheit in ihrem vollständigen Verlauf ansteckend ist, sollte umgehend eine Quarantäne und Isolation von anderen noch nicht infizierten Menschen erfolgen. Sollte sich der Allgemeinzustand verschlechtern, ist eine medikamentöse Therapie möglich. Bei quälendem Juckreiz empfiehlt sich die Konsultation eines Dermatologen.
Gibt es eine Meldepflicht in Deutschland?
Ja, das RKI sieht in Deutschland eine Erfassung aller Fälle von Affenpocken vor.
Wie viele Fälle gibt es bereits in Deutschland?
Nach aktuellem Stand gibt es derzeit 263 bestätigte Fälle von Affenpocken in Deutschland. (Stand 15. Juni 2022)
Kann es zu einem großen Ausbruch in Deutschland kommen?
Das RKI beobachtet die derzeitige Ausbreitung des Virus. Da die Infektion nur durch engen Kontakt zu Infizierten erfolgt, ist die derzeitige Ausbreitung untypisch für diese Erkrankung.
Sind Affenpocken mit Corona vergleichbar?
Die Gemeinsamkeit beider Krankheiten liegt in ihrer Art: Beides sind Zoonosen. Das bedeutet, sie sind vom Tier auf den Menschen übergetreten. Im Vergleich ist das Virus deutlich ungefährlicher: Es wird nur schwer und durch engen Kontakt übertragen und hat in der Regel einen milderen Verlauf.